Am Samstag den 1.September konnte ich mir bei der 70.3
Ironmanweltmeisterschaft in Port Elizabeth, Südafrika den Traum eines
WTC-Ironman WM Podestes erfüllen und mir den Vizeweltmeistertitel in der Agegroup
sichern. Mit einer für mich super Schwimmleistung stieg ich nach 1,9 km mit
einer Zeit von 31:12 aus dem Indischischen Ozean. Für die sehr windigen und
rauen 90 Kilometer Radfahren benötigte ich 2:36:37 und mit einem 1:32:26
Halbmarathon lief ich nur 43 Sekunden hinter der Siegerin Erice Fog mit einer
Gesamtzeit von 4:46:55 über die Ziellinie. Von den 1600 weltbesten 70.3 Ironman
Athletinnen, inklusive den 50 Profidamen, die am Start waren wurde ich
42zigste.
Am Dienstagabend vor dem Rennen machten ich mich gemeinsam
mit meinem Sohn Chrysanta als Supporter von Ljubljana aus, auf den Weg nach
Port Elizabeth. Über Istanbul flogen wir nach Johannesburg und von dort sollte
es weiter nach Port Elizabeth gehen. Das war aber nur für Chrysanta der Fall.
Mein Weiterflug mit der South African war leider überbucht und ich musste einen
Tag in Johannesburg ausharren. Natürlich lies ich es mir richtig gut gehen. Die
Fluggesellschaft quartierte mich in einem super Hotel mit Vollpension ein. Ich
hatte genügend Zeit um Johannesburg ein wenig zu erkunden und am Abend genoss
ich im Hotel ein köstliches Galadinner, natürlich stilecht in Jogginhosen. Das
war allerdings kein Problem, da ich nicht die einzige Ironmanathletin war, die
am Mittwoch keinen Flug mehr nach Port Elizabeth bekommen hat.
Am Donnerstag Vormittag hab ich es dann endlich in das Flugzeug geschafft und bin am
Nachmittag gesund und gut gelaunt am Wettkampfort gelandet. Nachdem ich im Hotel,
wo Chrysanta schon eine Nacht verbracht hatte, eingelangt bin, meine Sachen
inklusive Rad ausgepackt hatte, ging es schnurrstracks zum Abholen der
Startunterlagen. Unsere Unterkunft war super gelegen und nur 5 Minuten zu Fuß
vom ganzen Ironmanzirkus entfernt. Nach dem bürokratischen Akt ging ich noch
eine lockere Runde entlang des Indischen Ozenans auslaufen.
Am Freitag Vormittag
war ich zum Aktivieren noch Laufen und Radfahren, bevor ich dann Walpurga schon in der Wechselzone 1 abgeben musste. Anschließend spazierte ich in die
etwa 1,5 Kilometer entfernte Wechselzone 2 wo ich noch meinen Laufbeutel
abgegeben habe. Nach der ganzen Eincheckprozedur gab es noch ein leichtes
Abendessen und dann wartete auch schon das Bett auf mich. Top motiviert hüpfte
ich am Samstag in der Früh aus dem Federn. Wie gewohnt frühstückte ich ausgiebig,
zog mich an und machte meine Wettkampfnahrung fertig. Plötzlich fiel mir auf,
dass ich gar keinen Zeitnehmungschip hatte. Ich durchsuchte meine
Wettkampfunterlagen, doch da war nichts. Irgendwie dämmerte mir, dass da
irgendwie etwas schief gegangen war. Zuerst wurde ich etwas nervös, da es ohne
Chip keine Zeitnehmung gibt und ich ohne Chip nicht Starten könnte. Schnell
beruhigte ich mich wieder und war mir sicher, dass ich schon in der
Wechselzone oder vor dem Start noch einen Chip bekommen werde. So machte ich
mich schon früh auf den Weg zur Wechselzone, damit ich genügend Zeit hatte den
Chip zu organisieren. In der Wechselzone angekommen sagten mir die Offiziellen,
dass es Chips nur beim Schwimmstart gibt – wo ich diesen dann schlussendlich auch
bekommen habe. Alle anderen hatten den Chip bei der Anmeldung abgeholt nur ich
hab die Station bei der Registrierung vor lauter schnell, schnell, einfach
übersehen.
Nachdem ich nun perfekt und vollständig ausgestattet war,
stellte ich mich mit den mehr als 250 anderen Athletinnen meiner Klasse in die
Startbox. Um 8.37 ging es für uns 40-45jährige los. Gestartet wurde mittels Rollingstart
von Land aus. Ich wurde ca. um 8:40 losgelassen. Schon das hineinlaufen in den
indischen Ozean stellte eine kleine Herausforderung dar. Die Wellen waren ganz
schön hoch und es war gar nicht so leicht über die Brandung zu kommen. Ich
versuchte durch die Wellen durchzutauchen, was mir super gelang. Es dauerte
dann nicht lange bis ich meinen Rhythmus fand und einfach mein Tempo
geschwommen bin. Die erste Wende nach 800 Meter war gefühlsmäßig schnell
erreicht und ich befürchtete beim zurückschwimmen einiges an Gegenströmung- was
aber nicht der Fall war. Nach 31.12 Minuten spülte mich der Indische Ozean
wieder an Land.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung wie gut ich
geschwommen bin. Im gewohnten Schweinsgalopp ging es durch die Wechselzone rauf
auf das Rad. Die ersten 10 Kilometer der Radstrecke gingen inklusive gescheiter
Briese Gegenwind stetig bergauf.Der Druck am Pedal passte und ich konnte sehr schnell einige Plätze gut machen. Ich fühlte mich am Radl sehr wohl und fuhr konstant mein Tempo und machte sehr schnell sehr viel an Boden gut. Nach 42 Kilometern kam die Radwende an der ich sehen konnte, dass nur noch eine Agegroupathletin vor mir war. Das ist der Vorteil wenn man gleich nach den Profis in der ersten Welle startet. Bei Kilometer 50 konnte ich sie überholen und hab tatsächlich die Führung beim WM Rennen übernommen.
Das Gefühl als Führende Agegrouperin zu fahren war schon ein ganz besonderes. Bis zur Wechselzone änderte sich das auch nicht und ich wechselte als Führende zum Laufen. Da ich die erste Agegrouperin überhaupt in der Wechselzone war – wurde ich angesagt wie ein Superstar, was schon ein sehr grandioses Feeling war. Vor lauter Euphorie hab ich dann gleich mal meinen Wechselbeutel nicht gefunden und schenkte wertvolle Sekunden her. Zu diesem Zeitpunkt betete ich nur noch dass meine Laufbeine gut sein würden, denn nur dann hätte ich eine realistische Chance auf einen Podestplatz. Ich lief raus auf die Laufstrecke und versuchte schnell mein Tempo zu finden, was mir sehr gut gelungen ist.
Meine direkten Verfolgerinnen konnte ich von Beginn an gut in Distanz halten. Von hinten aber kam die spätere Siegerin Erica Fog angeflogen und der Laufgeschwindigkeit von Erica konnte ich leider nichts entgegensetzten. Ich wusste aber, dass wenn nicht noch irgend etwas passierte, der zweite Platz mir gehörte. So rannte ich die letzten Kilometer konstant herunter und konnte den Zieleinlauf in vollen Zügen genießen und feierte den Einlauf als ob ich gewonnen hätte –so eine Freude hatte ich mit dem zweiten Platz. Ich konnte es fast nicht fassen, dass ich es wirklich geschafft habe bei der Weltmeisterschaft aufs Podest gelaufen zu sein, das Gefühl war einfach nur unbeschreiblich und unglaublich.
Am nächsten Tag fand die Siegerehrung statt bei der ich eine wunderschöne Naßhorntrophäe überreicht bekommen habe. Es war schon ein richtig cooles Gefühl vor über 4000 Menschen auf der Bühne zu stehen und die Trophäe von Paula Newby Fraser, Dave Scott und Marc Allen überreicht zu bekommen.
Diese Momente vergesse ich in meinem Leben sicher nie wieder und das Rennen hat mir wieder einmal gezeigt dass alles möglich ist.
Vielen Dank an alle die an mich geglaubt und unterstützt
haben.
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