Mittwoch, 1. September 2010

Mit dem Teufel durch die Hölle und der lange Weg zum Erfolg



Einmal mehr hat sich der Spruch bestätigt – Aufgegeben wird nur ein Brief. 2007 stellte ich, meine bis dato schnellste Ironmanbestzeit von 10:19:56 auf. Damals hab ich mich für Hawaii qualifiziert und das Abenteuer Ironmanweltmeisterschaften auf Big Iland erleben dürfen. Das größte Ziel für viele Triathleten. Nachdem ich dieses Ziel erfolgreich absolviert habe, hieß es neue Ziele zu definieren. Es war  dann irgendeinmal, damals im Jahr 2007, wo ich mir gesagt habe - die 10 Stunden Marke werde ich auch noch knacken und den Staatsmeistertitel hohl ich mir auch irgendeinmal. 2008 habe ich alles daran gesetzt diese zwei Ziele in Podersdorf zu erreichen – mit einem Teilerfolg. Den Staatmeistertitel hab ich fast erreicht – mir fehlten damals nur 14 Sekunden zu einem meiner Träume –  es sollte halt nicht sein. Von der 10 Stundenmarke war ich 2008 noch weit entfernt, da ich damals am Rad aufgrund eher suboptimalen Radmaterials einfach keine Radleistung zusammen gebracht habe. 2009 hab ich alles auf den Ironman Austria gesetzt, um die 10 Stundenmarke zu knacken und bin aufgrund einer Muskelentzündung in der Hüfte kläglich gescheitert. Dannach hieß es erst einmal einige Wochen Zwangspause bevor ich mich ohne viel Training in Podersdorf auf das gerade Wohl an den Start stellte. Mit einem neuerlichen Teilerfolg- bei widrigsten und schwierigsten Bedingungen (regen und Sturm)  konnte ich über mich hinauswachsen und meinen Vizestaatsmeistertitel verteidigen. Heuer, im Jahr 2010 versuchte ich erneut in Klagenfurt die 10 Stundenmarke zu knacken und bin neuerlich kläglich gescheitert. Schnell hab ich versucht mich wieder aufzurappeln und hab mich für Podersdorf angemeldet. Das Abendteuer Podersdorf bin ich zwar etwas gelassener als den Ironman Austria angegangen – doch trotzdem sind vor dem Rennen die Nerven blank gelegen. Die Angst neuerlich zu scheitern war sehr groß und auch wenn ich immer sage dass maximal ein Brief aufgegeben wird- irgendeinmal wird das Briefeschreiben auch langweilig. Aber ich hatte wohl beim Ironman Austria 2010 meinen vorläufig letzten Brief aufgegeben. Am Samstag hab ich die zwei Ziele, die ich mir Ende 2007 in den Kopf gesetzt habe erreicht, hab eine tolle neue persönliche Bestzeit über die Ironmandistanz von 9:50:30 aufgestellt und darf mich über diese Distanz Staatsmeisterin nennen. 
Nun zur Chronologie des Rennens:
Donnerstag hab ich die frisch poliert und gestriegelte Zenzi vom Radservice geholt.
Freitag Pre-raceday: Am frühen Nachmittag - Testausfahrt mit Zenzi – Patschen mit einem richtig großen Loch im Vorderreifen – da hat die Pannenmilch auch nichts mehr geholfen. Da ich nicht wirklich Übung im Wechseln von den geklebten Schlauchreifen  habe – hab ich zur Abwechslung wieder einmal die Notrufnummer von Ewald gewählt. Pünktlich gegen 15.00 Uhr hab ich Zenzi in die Notaufnahme nach Kaindorf gebracht wo Sie innerhalb von einer halben Stunde reanimiert und vollkommen rehabilitiert wurde. Mit einem nagel neuen super schnellen Reifen hab ich Zenzi in den Golf verfrachtet und bin von Kaindorf nach Podersdorf geflitzt, wo schon meine Mutter, Chrysanta, Rosa und Kurt auf mich warteten. Nach der Registrierung hieß es noch einmal gescheites Caroboloading zu betreiben. In diesem Rahmen trafen auch meine Schwester Verena, Valentin und Much in Podersdorf ein. Gegen halb zehn hieß es für mich dann Bettruhe die ich nicht wirklich gefunden habe. Vor lauter Aufregung und Unsicherheit wälzte ich mich Stundenlang im Bett herum und konnte nicht und nicht einschlafen. Gegen 2:30 hab ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut, bevor ich dann endlich doch eingeschlafen bin.
Samstag Raceday:
Nach sage und schreibe 2 Stunden Schlaf bin ich um 4:30 top motviert und eigentlich ganz gut gelaunt aus dem Bett gehüpft –das einzige was noch immer da war – die Nervosität. Nach einem Stück Carbocake mit Kaffee richtete ich meine Wettkampfnahrung her, zog mir meine Wettkampfpanier über, packte meine 7 Zwetschken zusammen und weckte Zenzi auf, die noch im Golf schlummerte.  Schon als ich sie aus dem Auto packte hatte ich so ein gewisses Gefühlt, dass wir beide was zusammen bringen werden. Bepackt mit allen Rennutensilien checkte ich in die Wechselzone ein. Da es immer wieder regnete verpackte ich die Rennradschuhe, Socken und Laufsachen in Plastiksackerln. Nach dem ich alles fertig gerichtet hatte- verabschiedete ich mich von Zenzi und zog mich zurück aufs Zimmer. Die Minuten verflogen und es wurde auch schon Zeit den Neo anzuziehen. Ca. 7 Minuten vor 7:30 machte ich  mich mit Kurt auf den Weg zum Start – was sich herausstellte, dass das doch ein wenig knapp war. Im Eiltempo sind wir raus zum Leuchtturm marschiert um dort ersten Kontakt mit dem Wasser aufzunehmen.  Der See präsentierte sich heuer von einer etwas lieblicheren Seite als voriges Jahr –also stand einer passablen Schwimmleistung nichts im Wege. Schnell drängte ich mich durch die Startermasse nach Vor in die erste Reihe, positionierte meine Schwimmbrille und schon ist der Startschuss gefallen. Wie üblich hatte ich die ersten Meter wirklich zu kämpfen und durfte ausreichend die Wasserqualität des Neusiedlersees testen in dem ich immer wieder einen Schluck zu mir nahm. Nach ein paar Rempeleien und einigen Schlägen hab ich dann meinen Rhythmus gefunden und bin locker die zwei Runden runter geschwommen.

Mein Gefühlt hat mich auch nicht getäuscht –dass es keine Top Schwimmleistung gewesen ist hab ich mir schon gedacht und bin als 3te Dame nach 1:03:10 aus dem Wasser gestiegen.  So schnell wie möglich hab ich mir den Neo vom Leib gerissen, meine Socken angezogen, Startnummer umgehängt, Helm und Brille aufgesetzt und Zenzi geschnappt. Dynamisch hab ich mich in den Sattel geschwungen und bin als 3te Frau raus aus Podersdorf gezogen. Es dauerte nicht lange bis ich meinen Rhythmus gefunden habe und es ging ganz leicht. Mit einem super Druck am Pedal überholte ich schon nach einigen Kilometern die 2 Platzierte und auf dem Pendelstück konnte ich sehen dass ich auf die Führende und spätere Siegering Jana nicht wirklich viel Rückstand gehabt habe.

Kurz vor Apelton, so nach 25 Kilometer hatte ich am Rad meinen Schwimmrückstand bereits aufgeholt und setzte mich in Führung. Von Runde zu Runde sah ich auf dem Pendelstück  wie ich meine Vorsprung immer weiter ausbauen konnte. Ich bin regelrecht geflogen und hab mich auf dem Radel pudel wohl gefühlt.  In den ersten beiden Runden hat das Radeln richtig Spaß gemacht, da der Wind fast nicht zu spüren war. Leider schwenkte das Wetter am Ende der zweiten Runde etwas um und der Wind begrüßte mich. Im Fortlauf des Rennens wurde er immer stärker –sodass ich in der 4ten Runde ganz schön zu tun hatte Zenzi auf der Strasse zu halten.  Die letzten Kilometer von Ilmitz zurück nach Podersdorf waren dann schon recht heftigt sodass ich aufpassen musste dass ich mich nicht rückwärts Richtung Ungarn bewege. Nach unglaublichen 5:03:10 stellte ich Zenzi zurück in die Wechselzone. Im Kamikaze tempo hab ich meine treuen Nike Marathoner über die Hufe gezogen und machte mich auf den noch sehr langen Weg des Marathons. Mit der absolut schnellsten Wechselzeit – hier hab ich sogar alle Männer in den Schatten gestellt – rollte ich auf die Laufstrecke.

Das erste Mal in meinem Leben bin ich zum Genuss eines Begleitsfahrades gekommen und dass war natürlich ein super Gefühl. Das erste Mal raus in die Hölle – genau so heisst der Wendepunkt der Laufstrecke nach 5 Kilometern ging es ganz locker, genauso wie der Rückweg. Die erste Runde war geschafft und ich lang super in der Zeit. Am Streckenrand hörte ich immer wieder meinen Namen und Anfeuerungsrufe – es war einfach nur ein tolles Gefühl. Die zweite Runde absolvierte ich auch noch ganz solide. Nach dem Halbmarathon konnte ich auf der Uhr im Ziel sehen dass ich für den zweiten Halbmarathon über 2:05 brauchen durfte, um noch immer mein großes Ziel die 10 Stundenmarke zu unterbieten. Eigentlich sollte nichts mehr schief gehen. Ich wusste  dass ich nur noch die dritte Runde runter biegen muss, denn die vierte Runde geht dann normalerweise wieder wie von selbst. Hart war sie- die besagte dritte Runde – es ging fast nichts mehr und ich begann auch wieder an mir zu zweifeln. Bekomm ich das Ganze ins Ziel oder werde ich wieder versagen – es war genau so wie in einem Comic –wo auf der einen Seite des Kopfes der Teufel reinredet und auf der anderen Seite das Engelchen die Gegenparole bietet. Irgendwie hab ich es dann doch geschafft die dritte Runde runter zu biegen – doch ich hatte wahnsinnig viel Zeit verloren und wenn ich nicht wieder einen Zahn zulegen würde, rücken die Träume schnell wieder in weite Ferne. Ich wusste dass ich jetzt nur noch einmal hinhalten musste, um mir zwei Träume zu Erfüllen. Genau im richtigen Moment ist dann der Teufeln ins Spiel gekommen. Bei Kilometer 33 ist der Teufel von hinten gekommen, dem ich mich an die Versen geheftet habe. Ich glaube ich bin die einzige Triathlethin die im wahrsten Sinne des Wortes dem Teufel in die Hölle gefolgt ist um dann aus der Hölle dem Staatsmeistertitel engen zulaufen. 

Der sympathische Triathlet aus Deutschland mit dem ich die letzte Runde absolviert habe und der sehr lange Zeit meinen Atem im Nacken spüren musste, heisst nämlich Werner Teufel und hat genau so wie ich in einer Top Zeit gefinisht. Die letzten Kilometer raus aus der Hölle waren dann ein richtiger Genuss – ich wusste, dass auf den letzten 5 Kilometern im Normalfall nix mehr schief gehen kann.

Ich genoss den Zieleinlauf in vollen Zügen und konnte es kaum fassen dass ich es endlich geschafft hatte. Im Ziel hieß es dann erst einmal für die Fotografen zu posen, bevor es dann zur Dopingkontrolle ging- die ich im Gegensatz zum Vorjahr ohne gröbere Probleme hinter mich gebracht habe. 

Nach dem ich mich schnell geduscht habe bin ich dann zur Pressekonferenz gesprintet. Nach einem leichten Abendessen ging es noch in Podersdorf in die Bar, wo ich mir einige leckere Corona mit Limette genehmigte –denn obwohl ich die Nacht zuvor nur sehr kurz geschlafen habe war von Müdigkeit keine Spur. Stundenlang analysierten wir das Rennen und feierten den Erfolg. Irgendeinmal mitten in der Nacht haben wir uns dann doch entschlossen unsere Betten aufzusuchen – doch einschlafen hab ich nicht können –da ich so überdreht war –und natürlich auf der Wolke 7 schwebte.
Sonntag: Nach einer erneut sehr kurzen Nacht hieß es in der Früh ausgiebig zu Frühstücken. Nach dem Kaffetrinken und Spazieren gehen begaben wir uns zur Siegerehrung –wo ich 4 Mal auf die Bühne durfte. Ich habe meine Altersklasse gewonnen, bin in der Gesamtwertung als Zweite aufs Podium und im Rahmen der Österreichischen Meisterschaften sowie bei den Staatsmeisterschaften jeweils wieder ganz oben gestanden.

In den nächsten Wochen werde ich mal eine Pause machen und mir überlegen was und wie ich weitermache. Neue Ziele müssen definiert werden und ich hab da auch schon etwas im Hinterkopf. Ich bin dazu geboren Ziele zu erreichen und der Wettkampf in Podersdorf hat mir wieder einmal gezeigt dass alles schaffbar ist und man einfach nicht Aufgeben darf – auch wenn auf dem Weg dorthin scheinbar unüberwindbare Hindernisse zu bewältigen sind und viele Niederlagen einzustecken sind. Zum Schluss möchte ich mich noch bei allen meinen Trainingskollegen und Kolleginnen, die nicht unwesentlich zu deisem Erfolg beigetragen haben, bedanken. Mit ihnen habe ich viele lustige, harte und konstruktive Stunden verbringen dürfen. Besonderer Dank gilt hier Kurt, der sich gemeinsam mit mir auf Podersdorf vorbereitet hat. Er hat mich bei den letzten langen und harten Radeltrainingseinheiten durch ganz Kärnten getrieben und musste sich dabei so einiges von mir anhören. Vergessen darf ich nicht Bene, Gerhard und Gerald, mit denen ich bis zum Ironman im Juli, viele Stunden verbracht habe. Gerhard und Bene, die immer das Beste für mich wollen – es aber noch nicht gefunden haben.  Didi der mir immer zur Seite steht und in guten so wie in schlechten Zeiten immer da ist. Georg der mir immer die Wahrheit ins Gesicht sagt und mich somit immer wieder auf den Boden zurück holt. Sandra, Eva, Melitta und Andi mit denen der Spaß nie zu kurz kommt und die für meine mentale Regeneration eine wichtige Rolle spielen. Zuletzt meine beste Freundin Kathrin die mir immer wieder zeigt dass es auch was anderes gibt als Triathlon und Job.

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