Montag, 13. August 2012

Europameisterin Halfironman!


Eigentlich habe ich mir nach dem Ironman in Klagenfurt geschworen heuer keinen großen und langen Wettkampf mehr zu absolvieren und habe somit auch den Hawaiislot nicht angenommen. Es waren genau drei Tage, die ich ohne weiteres Saisonziel ausgehalten habe, bis mich der Ehrgeiz wieder gepackt hat und ich mich kurzerhand entschlossen habe bei der Halfironmaneuropameisterschaft in Wiesbaden zu starten. Als ich dem Trainer meinen Plan mitteilte, war er von der Idee nicht unbedingt Begeistert. Nur 6 Wochen nach  dem sehr harten Ironman wieder eine Topleistung abzurufen wird ein sehr schwierige Angelegenheit und er könnte mir nicht versprechen dass das Rennen gut geht – aber versuchen können wir es - das waren seine Worte. Also machten wir uns an die Arbeit. Das Training war hart, hat sehr oft sehr weh getan und der Ironman hat mir sehr viel mehr zugesetzt als mir lieb war. Die 6 Wochen waren im wahrsten Sinne des Wortes ein Wechselbad der Gefühle. Einmal ist was gegangen und ich habe wieder meine Leistungen abrufen können, dann habe ich mich wieder richtig miserabel Gefühlt und hab keinen Druck am Pedal gehabt, bin beim Schwimmen dahingetümpelt wie eine Stockente und  beim Laufen habe ich teilweise gedacht dass ich mich wie eine Schildkröte fortbewege. Aber aufgeben wollte ich nicht und so habe ich mich am Freitag auf den Weg nach Wiesbaden gemacht – ohne zu Ahnen was mir da gelingen wird. Der Samstag stand ganz im Zeichen der Streckenbesichtigung die mir das Fürchten gelehrt hat. Die Radstrecke ist auf den ersten 40 Kilometer sehr verwinkelt mit schweren Abfahrten , sehr vielen Kreisverkehren und Abzweigungen. Flache Passagen findet man keine – was ich aber aufgrund der angegebenen Höhenmetern von 1500 auf den 90 Kilometern  schon gewusst habe. Die Anstiege präsentierten sich teilweise ganz schön knackig – was mich aber eigentlich positiv stimmte, da ich heuer am Berg doch ganz gut drauf bin. Nach der Streckenbesichtigung ging es zum einchecken. Ich parkte Zenzi auf ihren Stellplatz, streichelte sie noch einmal und machte mich dann wieder zurück auf den Weg ins Hotel. Am Abend gab es noch die obligatorischen Spagetti mit Tomatensauce und zwei leckere Hefeweizen  - natürlich bleifrei und dann ging es auch schon ab ins Bett um für meine erste Europameisterschaft gut ausgeschlafen zu sein. Um 4:45 bimmelte der Wecker und ich sprang top motiviert aus den Federn. Das Wetter präsentierte sich von seiner perfekten Seite, Sonnenschein und für Mittag waren 25 Grad prognostiziert. Nach einem leckeren Carbocakefrühstück, richtete ich meine Wettkampfnahrung zusammen und packte meine letzten Utensilien für das Rennen. Gegen 6 Uhr machte ich mich auf den Weg in die Wechselzone. Zenzi wurde mit den Flaschen bestückt, die neuen HED Hufe wurden mit reichlich Luft gefüllt und dann musste ich mich schon auf den Weg zum Schwimmstart machen. Ca 20 Minuten vor dem Start habe ich mir meinen Neo übergestreift und begab mich in den Vorstartbereich. Gemeinsam mit allen Damen und den Männern über 50 startete ich in der zweiten Startwelle. Die 1,9 km lange Schwimmstrecke im Raunheimer Waldsee führte in zwei Schleifen mit einem kurzen Landausstieg nach ca. 800 Meter. Ein wenig Respekt hatte ich schon vor dem Schwimmstart da die Welle doch sehr groß war. Pünktlich um 7.35 fiel der Startschuss und ich machte mich auf meinen langen und beschwerlichen Weg. Der Schwimmstart verlief ohne gröbere Rempelein und ich konnte sehr schnell meinen Rhythmus finden. Das Schwimmen war sehr kurzweilig und nach 30:25 spülte mich der Raunheimer Waldsee an sein Ufer.
 Über einen recht steilen Pfad ging es im tiefen Sand in die Wechselzone wo ich mir meinen Neo vom Körper riss, meine Radschuhe angezogen habe, den Helm aufsetzte, die Startnummer anlegte und die Sonnenbrille aufsetzte. Im Eiltempo schnappte ich Zenzi und machte mich auf den Weg über die 90 Kilometer radeln. Schon beim ersten Anstieg habe ich gemerkt dass ich nicht so wirklich einen Druck auf das Pedal bekomme und das treten irgendwie nicht so richtig rund lief. Im Gegensatz zu sonst wo ich sonst immer nur am Überholen bin erging es mir dieses Mal genau andersrum und ich wurde von einigen Mädels überholt. Ich versuchte einfach ruhig zu bleiben, das Beste runterzutreten was drinnen war und hab mir immer nur gedacht dass ich dann wenigsten einen super Halbmarathon drauf laufen werde. Um so länger die Radstrecke war umso besser ging es und so konnte ich einige Mädels wieder zurücküberholen. Richtig froh war ich als ich Zenzi in der Wechselzone abstellen konnte. Es lagen nur noch 21 Kilomter laufen vor mir. Zu diesen Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung wo ich mich platzierungsmäßig befunden habe. Rein in meine Laufpatschen machte ich mich auf den Weg – der kein leichter werden würde. Die Laufstrecke war sehr kuppiert und führte über 4 Runden . Die ersten Kilometer bin ich nicht ins Laufen gekommen. Noch nicht einmal einen 5er Schnitt bin ich gelaufen. Meine Beine schmerzten und ich hatte das Gefühl, dass ich Blei in den Oberschenkeln gehabt habe. Mädel um Mädel hat mich überholt und ich fiel immer weiter zurück.. Nach einem Kilometer erblickte ich Gerhard der am Streckenrad stand und mich anfeuerte. Ich zeigte ihm dass es mir nicht gut geht und ich nicht laufen kann – doch er schrie nur dass ich einfach beissen soll. Nach 4,5 Kilometer blieb ich dann bei Gerhad kurz stehen und sagte ihm dass ich aufhören will da es keinen Sinn mehr hat da ich keine Pace Laufen kann. Er hat mich nur angeschrien und mich weitergetrieben dass ich so wie sonst beissen soll und das Ganze einfach fertig laufen soll. Zu diesen Zeitpunkt wusste ich noch immer nicht das ich in Führung lag und eigentlich einen guten Zeitpolster hatte. Weinend und mit einer richtigen Wut im Bauch sagte ich mir dass ich es noch einmal probiere und rannte erneut an. Ich dachte mir wenigsten irgendwie die Finishermedailie abholen damit wir nicht ganz umsonst den weiten Weg nach Wiesbaden gemacht haben und mir kamen immer wieder die Worte von Achim in den Sinn, der mir im Vorfeld gesagt hat das er mir nicht versprechen kann dass das Rennen ein gutes wird und es auch in die Hose gehen kann. Das Laufen tat so richtig weh, doch nach meinem Steher konnte ich plötzlich ein viel schnellere Pace laufen. Ich rannte die Kilometer fast um eine Minute schneller als in der ersten Runde. Nach 10 Kilometer rief mir Gerhard zu dass ich 4 Minuten auf die Zweite und 8 Minuten auf die dritte Vorsprung habe und hat mir zugeschrien dass ich einfach nur Laufen und beißen soll. Da ich aber zu diesen Zeitpunkt sehr schnell unterwegs war und nicht unbedingt mehr viel registriert habe, hab ich nur 4 und 8 Minuten verstanden und habe entgeltlich gedacht dass ich dritte bin und 4 Mintuen auf den zweiten Platz Rückstand habe. Erst bei der Wende sagte der Sprecher durch “Here comes Constance Mochar from Asutria and she is leading her Agegroup“. Bei Kilometer 11 fragte ich dann Gerhard ob ich wirklich vorne bin und er hat mir bestätigt dass ich mit 4 Minuten führe. Zu diesen Zeitpunkt habe ich mir dann nur noch gedacht einfach laufen was der Körper hergibt. Es waren ja nur noch 10 Kilometer. Ich konnte die Pace halten und bin im Schnitt mit 4:10 den Kilometer gelaufen. Jeder Schritt hat richtig weh getan aber das musste ich halt einfach in Kauf nehmen, da der Europameistertitel zum greifen nahe war. Kilometer für Kilometer habe ich gebetet dass ich das Ganze ins Ziel bekomme. Am Beginn der letzten Runde hat mir Gerhard noch zugerufen, dass ich ja nicht nachlassen darf und auf jeden Fall die Pace halten muss. Ich bin die letzten fünf Kilometer im wahrsten Sinne des Wortes um mein Leben gelaufen. Ich hatte wirklich Angst, dass ich noch überholt werde und bin gelaufen als ob ich was gestohlen hätte. Ich konnte in der letzten Runde noch viele Mädels überholen. Den letzten Kilometer holte ich wirklich das letzte aus mir raus und rannte nach 5:13 als neue Europameisterin der Agegroup W35 über die Finishline. Komplett entkräftet fiel ich im Ziel zusammen und weinte nur mehr. Ich konnte es nicht fassen dass ich nach einem solchen suboptimalen Wettkampf es geschafft habe den Titel zu erkämpfen. Nach wenigen Sekunden rappelte ich mich auf und taumelte zu Gerhard der schon auf mich wartete, fiel ihm in die Arme und weinte einfach nur. Das Rennen hat mir wieder gezeigt dasss man nie Aufgeben darf und immer bis zum Schluß kämpfen muss. Danke an alle die mich Unterstützt haben und mit gefiebert haben. Danke für die vielen Glückwünsche – an diesem Wochenende ist für mich wieder ein großer Traum in Erfüllung gegangen.   

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